Dauerstress, Missmut, eine gerunzelte Stirn,
herabhängende Mundwinkel, Kopfschmerzen, Nackenverspannungen, hoher Blutdruck -
der „Ernst des Lebens“ hat Sie fest
im Griff und das Lachen ist Ihnen vergangen?
Lachen – so haben Wissenschaftler erforscht -
hilft, schwierige Lebenssituationen, andere Menschen und vor allem auch sich
selbst weniger ernst zu nehmen und damit gehörig Stress abzubauen. Für Immanuel
Kant war das Lachen „eine der Gesundheit zuträgliche Bewegung“, für Sigmund Freud
die „freie Abfuhr von gestauter Energie“, für Henry Ward Beecher „die Medizin
Gottes“. Nicht umsonst hielten sich die Herrscher vergangener Epochen ihre
Hofnarren!
Die Fähigkeit zu lachen ist dem Menschen
angeboren und weltweit verbreitet. Selbst Blinde und Taube können es. Es ist
eine Reaktion auf den Reiz bestimmter Gehirnregionen, die sich jedoch nicht
bewusst steuern lässt. Dem Gehirn ist es auch egal, ob der Anlass echt oder
künstlich ist.
Ein Lächeln ist auf
weitere Entfernung (bis zu 90 m) zu erkennen, als jeder andere Gesichtsausdruck
und ist in seinem Ablauf ritualisiert.
In Urzeiten signalisierte es einem sich annähernden Unbekannten, dass ihm
keine Gefahr drohte.
Der Sinn fürs Komische ist individuell sehr
unterschiedlich ausgeprägt, die Art des
Lachens vom Temperament geprägt.
In nur 10-20% der Fälle
lacht man aufgrund einer lustigen Situation. Am liebsten wird über
Alltägliches, Banales, oft über Nichts gelacht. Man amüsiert sich auch köstlich
über Kontraste, die sich ergeben, wenn Unerwartetes passiert. Gegen chronische
Ernsthaftigkeit wirkt nur Kitzeln – allerdings braucht man dazu ein Gegenüber,
denn man kann sich nicht selbst kitzeln.
Die Stimmbänder eines Mannes vibrieren beim Lachen mit
mindestens 280 Schwingungen/sec., die einer Frau mit 500 Schwingungen/sec.
Erwachsene lachen ca. 20 Mal pro Tag, Kinder 10 Mal so viel. Frauen lachen mehr als Männer, in
Gesellschaft lacht man 30 Mal mehr als allein. Ab dem 40.Lebensjahr lachen die
Menschen immer weniger. Generell scheinen die Menschen heute weniger „zum
Lachen zu haben“ - vor 100 Jahren wurde im Durchschnitt noch 40 Mal pro Tag
gelacht.
Es gibt 18 verschiedene
Arten des Lächelns (z.B. freundlich, ängstlich,
gequält, verlegen, abschätzend, aufmunternd, resigniert), mit denen
man von extremer Abneigung bis zu großer Zuneigung alles ausdrücken kann. Nur eine davon ist Ausdruck spontanen, ehrlichen Vergnügens. Wichtigstes
Merkmal dieses „echten Lachens“ –
das mit Heiterkeit und Lebensfreude einhergeht, nicht jedoch mit Zynismus oder
Lächerlichmachen - sind die Augenfältchen, die eine Aktivität der Ringmuskeln
um die Augen anzeigen, sowie die Tatsache, daß es immer symmetrisch beginnt:
beide Mundwinkel ziehen sich gleichzeitig nach oben.
Lachforschung und Humortherapie
Seit den sechziger
Jahren des 20.Jahrhunderts – Wegbereiter und Nestor war der
Neurologie-Professor der Standford University, William F.Fry - beobachten die
Emotionsforscher die heilende Kraft des Lachens genauer und eine eigene
Forschungsrichtung entstand: die Gelotologie
– oder „Wissenschaft vom Lachen“. Sie hat inzwischen einige der heilsamen
Wirkungen des Lachens – die wir ja in der Regel aus Erfahrung kennen – genauer
untersucht und auch nachgewiesen. Mitte der achtziger Jahre hat sich die
interdisziplinäre „Science of Pleasure“ als seriöser Forschungszweig etabliert.
Weltweit beschäftigen
sich mittlerweile rund 200 „Humorforscher“ – Psychologen, Mediziner, Linguisten
und Immunologen – mit den Veränderungen, die ein herzliches Gelächter in Körper,
Geist und Psyche hervorruft.
Initiator der
Lachtherapie im Gesundheitsbereich ist der amerikanische Arzt Patch Adams,
dessen Geschichte inzwischen mit Robin Williams verfilmt wurde („Patch Adams“ –
sehr empfehlenswert!). Internationale Experten schlossen sich unter dem Namen
„HumorCare“, einer „Gesellschaft zur Förderung von Humor in Therapie, Pflege
und Beratung“ zusammen. Sie veranstalten
alljährlich einen Kongreß in Basel.
In amerikanischen und
Schweizer Krankenhäusern wurden inzwischen eigene Humorstationen eingerichtet,
in England steckte das staatliche Gesundheitswesen mehr als € 400.000 in die
Lachtherapie. In Österreich kennt man die „Roten Nasen“ und die
„Clown-Doctors“, die mit schwer kranken Kindern arbeiten.
In Indien gründete der
Arzt Dr.Madan Kataria 1995 eine Lach-Bewegung, deren Mitglieder sich regelmäßig
auf öffentlichen Plätzen treffen, um gemeinsam zu lachen. Inzwischen gibt es
weltweit an die 10000 Lachclubs in 65 Ländern und eine Methode, die sich
„Lachyoga“ nennt.
Zahllose
Humortherapeuten, z.B. Annette Goodheart, machen sich die heilsamen Wirkungen
des Lachens auch bei schweren Krankheiten zunutze. Der amerikanische Journalist
Norman Cousins, heilte sich mittels einer selbstverordneten Lachtherapie von
Spondylarthritis. Er berichtete, dass er bereits nach 10 min Lachen 2 h
schmerzfrei habe schlafen können. Der Schauspieler David Cameron heilte sich
selbst von Rheuma.
Was sind nun die
Wirkungen des Lachens im Detail?
Physiologische Wirkungen
Lachen aktiviert die
ältesten Regionen des Gehirns – aus
der Zeit, als der Mensch noch keine Sprache besaß. Dadurch entsteht sofort ein entspannter,
ja meditativer Zustand, in dem sich das Kurzzeitgedächtnis reinigen kann.
Zentrum der humorigen Abläufe sind der vordere Stirnlappenbereich und der
seitlich über den Ohren liegende Temporallappen.
Sobald die Information
im Gehirn positiv verarbeitet wurde,
gehen die Befehle an insgesamt 80 Muskeln,
17 davon allein im Gesicht. Auch die Blasenmuskulatur ist betroffen (daher die Redewendung „sich vor Lachen in die Hosen machen“). Im Gesicht zieht der
„Zygomaticus“ den Mund nach oben und 15 weitere Muskeln werden angespannt,
wodurch die Blutzufuhr und die Sauerstoff-Versorgung des Gehirns verbessert
wird. Das Zwerchfell hüpft, die Beinmuskulatur erschlafft (was all denjenigen
Zeitgenossen bekannt sein dürfte, die sich schon einmal „schlapp gelacht“
haben). Beim Hoho wird die Bauchmuskulatur stoßartig bewegt, beim Haha der
Brustkorb, was soweit gehen kann, dass einem vor Lachen alles weht tut.
Lachen ist außerdem ein „Atemphänomen“: die Einatmung wird
vertieft und verlängert, die Ausatmung verkürzt, aber derart intensiviert (100
km/h), dass es zu einer vollständigen Luftentleerung der Lunge kommt; so wird
der Gasaustausch um das 3-4-fache gesteigert. Die Versorgung mit mehr
Sauerstoff hat einen reinigenden Effekt auf die Inhaltsstoffe des Blutes. Auch
das Gehirn bekommt noch einmal eine Extra-Portion Sauerstoff.
Währenddessen erhöht
sich zunächst der Herzrhythmus, um
dann abzusinken, so dass auch der Blutdruck sinkt; die anfangs vermehrt beanspruchte
Muskulatur entspannt sich nachhaltig (1 Minute herzhaftes Lachen ersetzt 30-45
Minuten Entspannungstraining). Schließlich kommt es zur Ausschüttung von Schmerz
und Angst lindernden „Glückshormonen“
(Endorphinen), die sich sonst nur selten, beispielsweise nach langem Joggen, im
Blut nachweisen lassen. Die Produktion der Stresshormone Cortisol und Adrenalin
wird gebremst, die Ausschüttung von Wachstumshormonen angekurbelt, das Immunsystem aktiviert (Erhöhung von
Gamma-Interferon, Antikörpern, T-Zellen, Killerzellen und Immunglobulinen, u.a. durch eine
direkte Verbindung zwischen Lachmuskeln im Gesicht und der Thymusdrüse).
Die mechanische Wirkung der Bauchbewegung kurbelt die Verdauung an. Es kommt zu einer Ganzkörper-Entspannung, so dass u.a. auch Schlafprobleme gelindert werden.
Psychologische und geistige Wirkungen
Echtes Lachen ist zunächst einmal ein Ausdruck von Freude. Es öffnet aber
auch die Tür zu anderen Gefühlen, insbesonder Angst, Ärger und
Langeweile sowie zu einem tiefer liegenden Schmerz (Lachen und
Weinen liegen oft eng beieinander). Es ist also einerseits Stimmungsaufheller, dient aber auch der Spannungsabfuhr. Schon
ein Lächeln ohne Anlaß gibt dem Unterbewußtsein einen Kick und läßt die
Stimmung steigen.
Zudem ist Lachen eine
intensive körperliche Lusterfahrung, die die Ausstrahlung verbessert.
Wer häufig lacht, dessen Augen werden fröhlicher, der Blick aufgeweckter. Als positiver Mensch kommt
man auch im sozialen Leben besser an.
Man wirkt spritziger, witziger,
einfallsreicher, ist dadurch beliebter und erfolgreicher.
Minderwertigkeitskomplexe, starke Hemmungen,
und übertriebener Leistungsdruck werden
abgebaut. Man erlebt sich als stark, selbstbewußt, kompetent und fürchtet sich
nicht vor Konflikten. Menschen, die optimistisch sind, denken insgesamt auch ganzheitlicher
und großzügiger.
Lachen erleichtert und
tröstet, baut Aggressionen ab und ermöglicht einen spontaneren Austausch von
Gefühlen. Es regt kreative Potentiale
an, fördert eine offene Haltung
gegenüber scheinbar unumstößlichen Gegebenheiten. Es relativiert jede
Situation, indem es die Perspektive verändert. Es
bricht festgefahrene Gedanken- und Verhaltensmuster auf. Neue Lösungsansätze
für Probleme werden sichtbar.
Lachen errichtet zudem Brücken zwischen Menschen, denn es
erzeugt ein Wir-Gefühl. Beim gemeinsamen Lachen kommt es
zu einer Stimmungsübertragung, d.h. wir übernehmen die subjektive emotionale
Erfahrung einer Person aus dem, was uns an Signalen gesendet wird. „Allein lachen ist schwieriger als alleine Sex haben“
liest man häufig (wobei geübte Frohnaturen sich auch vor dem eigenen Spiegel
problemlos über sich selbst amüsieren können).
Lachen wirkt nicht zuletzt „entwaffnend“,
denn es signalisiert: „ich will dir nichts Böses“. Dadurch kann es auch
potentiell in Aggressionen ausartende Situationen entschärfen.
Voraussetzung für
heilsamen Humor ist die „Fähigkeit
zur Selbstreflexion“ und die Bereitschaft, nichts im Leben - vor allem auch die eigenen Schwächen und "Fehler" - "tierisch ernst" zu nehmen. Der Clown David Gilmore sagt: „Der Narr ist
bereit, den eigenen Katastrophen und dem eigenen Schatten gerade ins Auge zu
schauen. Er scheitert mit Hochgenuß“, was allemal gesünder ist, als sich in
Schuldgefühle und Selbstzweifel „hineinzutigern“.
Empfinden wir uns als "ewiges Opfer", dem alles Unglück im Leben passiert, werden wir wenig Lust dazu verspüren oder auch nur einen Sinn darin sehen, unsere Schwierigkeiten von außen zu betrachten. Haben wir aber den Willen oder - im glücklichen Fall - die naturgegebene Fähigkeit zum Humor, ist es leichter, immer wieder festgefahrene Gedanken-und Verhaltensmuster
aufzubrechen. Wagt man – nach Vorbild des Clowns - den Schritt hinaus aus
der allgegenwärtigen Vernunft in eine bewusste Irrationalität, fördert man
also absichtlich den Un-Sinn als Gegenpol zur "angebrachten", weil
gesellschaftlich weniger herausfordernden, Ernsthaftigkeit , so bewegt man
sich zusenhends in Richtung „Leichtigkeit des Seins“ und Lebensglück.
Wähle
Glück oder Unglück
Von dem bekannten
spirituellen Lehrer Bhagwan Shree Rajneesh (genannt Osho) ist uns folgende
Geschichte überliefert:
Ein Sufi-Mystiker, der
sein ganzes Leben lang glücklich gewesen war – niemand hatte ihn je unglücklich erlebt -, tat nichts als lachen. Er war
Lachen, sein ganzes Dasein strahlte Lebensfreude aus.
Im hohen Alter, als es
ans Sterben ging – er lag auf dem Sterbebett, genoß auch den Tod noch und
wollte sich schier totlachen -, fragte ihn einer seiner Jünger: „Du bist uns
ein Rätsel. Jetzt stirbst du – aber warum lachst du? Was ist denn so komisch
daran? Wir sind so traurig! Wir wollten dich schon so oft in deinem Leben fragen,
warum du nie traurig bist. Aber jetzt, wo der Tod bevorsteht, sollte man
wenigstens traurig sein. Und du lachst immer noch! Wie schaffst du das nur?“
Und der alte Mann
sagte: „Es ist ein einfacher Schlüssel – ich hab ihn von meinem Meister
bekommen – ich war erst siebzehn und schon unglücklich, und mein Meister war
alt, siebzig – und er saß unter einem Baum und lachte ohne ersichtlichen Grund.
Es war sonst niemand da, nichts war passiert, niemand hatte einen Witz gemacht
oder dergleichen. Doch er lachte einfach und hielt sich den Bauch. Ich fragte
ihn: „Was ist los mit dir? Bist du verrückt oder was?“
Da sagte er: „Es gab
eine Zeit, da war ich so traurig wie du. Dann dämmerte es mir, daß es meine
Entscheidung ist, es ist mein Leben.
Seit jenem Tag treffe ich jeden Morgen beim Aufstehen als erstes meine
Entscheidung. Noch bevor ich die Augen aufmache, sage ich zu mir: Abdullah – so
war sein Name-, was willst du? Unglück oder Seligkeit? Was wirst du heute
wählen? Und wie es der Zufall will, entscheide ich mich immer für die
Seligkeit.“
Wofür entscheiden Sie sich?
Einige kleine Lachübungen
Sollte Ihnen das Lachen
schwer fallen, versuchen Sie doch einmal, folgende Geschichte laut, zunächst langsam, dann immer schneller, vorzulesen –
selbst wenn Sie es nur für sich tun:
Rhabarber-Barbara
In einem kleinen Dorf wohnte einst ein Mädchen mit
dem Namen Barbara. Barbara war in der ganzen Gegend für Ihren ausgezeichneten
Rhabarberkuchen bekannt. Weil jeder so gerne Barbara's Rhabarberkuchen aß,
nannte man sie Rhabarberbarbara.
Rhabarberbarbara merkte bald, dass sie mit ihrem
Rhabarberkuchen Geld verdienen könnte. Daher eröffnete sie eine Bar: Die Rhabarberbarbarabar.
Natürlich gab es in der Rhabarberbarbarabar bald
Stammkunden. Die bekanntesten unter Ihnen, drei Barbaren, kamen so oft in die
Rhabarberbarbarabar um von Rhabarberbarbara’s Rhabarberkuchen zu essen, dass
man sie kurz die Rhabarberbarbarabarbaren nannte.
Die Rhabarberbarbarabarbaren hatten wunderschöne
dichte Bärte. Wenn die Rhabarber-barbarabarbaren ihren
Rhabarberbarbarabarbarenbart pflegten, gingen sie zum Barbier.
Der einzige Barbier der einen
Rhabarberbarbarabarbarenbart bearbeiten konnte, wollte das natürlich betonen
und nannte sich Rhabarberbarbarabarbarenbartbarbier. Nach dem Stutzen des Rhabarberbarbarabarbarenbarts geht der Rhabarberbarbarabarbarenbartbarbier meist mit den
Rhabarberbarbarabarbaren in die Rhabarberbarbarabar, um mit den Rhabarberbarbarabarbaren
von Rhabarberbarbara’s herrlichem Rhabarberkuchen zu essen.
Pflücken Sie eine
Lachblume
Bücken Sie sich, um am Boden eine imaginäre
„Lachblume“ zu pflücken. Führen Sie sie zu Ihrer Nase, und riechen Sie daran.
Geben Sie dem Genuss des wunderbaren Duftes mit einem langgezogenen „Haaa“
Ausdruck. Sollten sich mehrere Menschen im Raum befinden, werfen Sie die
Lachblumen mit einem kräftigen „Ha“ einander zu. Sollten Sie alleine sein, werfen Sie die Blumen einfach, wohin es Ihnen einfällt.
oder praktizieren Sie das
1-Meter-Lachen
Strecken Sie die Arme vor dem Körper nach vorne und
legen Sie die Handflächen aneinander. Bewegen Sie die Arme dann in kleinen
Schritten von einander weg, wobei Sie bei jedem Stop laut „ha“ sagen. Machen
Sie das solange, bis die Arme seitlich Ihres Körpers ausgestreckt sind.
Wiederholen Sie die Übung mehrmals, wobei Sie jedes Mal schneller werden.
Viel Vergnügen!
Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel über das Lachen :)
AntwortenLöschenMichaela