Die Zeit der Feste ist – nach Weihnachten – fast vorbei. Die Natur ist karg und wie tot – die Bäume kahl, die Erde hart gefroren und mancherorten schneebedeckt, die Vögel still. Das Leben hat sich vollständig zurückgezogen und nichts ist zu ahnen, geschweige denn zu sehen von der Fülle des Sommers, von Üppigkeit und Fruchtbarkeit. Eine fahle Wintersonne scheint vielleicht von Zeit zu Zeit durch den Nebel – das Warten auf den Frühling wird uns lang.
Kargheit, Reduktion des Lebens auf das Grundgerüst, das Wesentliche, das, was die Struktur, den Unterbau bildet, ist auch ein Thema des in diese Zeit (22.Dezember bis 19.Januar) fallenden Sternzeichens Steinbock. So wie das Tier, das diesem Zeichen den Namen gab, im Hochgebirge, in kahlen Felsenlandschaften lebt, ist auch der Steinbock genügsam und von einer Lebens- und Durchhaltekraft, die selbst aus dem Wenigen noch etwas schöpfen kann.
Auch wenn er dem Zeichen Schütze im Jahreslauf unmittelbar folgt, ist er in gewisser Weise dessen Widerpart. Hier treffen die Gegensätze aufeinander: überschwängliche Lebensfreude, die sich mitteilen und mit anderen teilen möchte, und selbstgenügsame Nüchternheit; feuriger Enthusiasmus und erdiger Arbeitssinn; Großzügigkeit und Sparsamkeit; das Schöpfen aus dem Vollen und die beharrliche, mühevolle Kleinarbeit.
Auch die den beiden Zeichen zugeordneten Planeten – Jupiter und Saturn – sind in der Astrologie Gegenspieler. Jupiter steht für Ausdehnung, Saturn für Einschränkung; Jupiter für Gnade, Saturn dafür, sich etwas erarbeiten, sich anstrengen zu müssen. Bilden sie in einem Horoskop eine Span-nungsbeziehung, so hat man es nicht so leicht mit dem Glück – es fällt einem nicht in den Schoß, sondern man muss vielleicht darum kämpfen oder bringt sich immer wieder in Situationen, in denen man sich selbst im Weg steht und in selbst gegrabene Gruben fällt.
Saturn wird auch als der karmische Planet angesehen, an dessen Zeichen- und Hausposition (die „Häuser“ stehen in der Astrologie für die einzelnen Lebensbereiche) man ablesen kann, auf welchem Gebiet der/die Horoskopeigner/in eine Last oder Schuld aus der Vergangenheit zu tilgen hat, in welchem Bereich er/sie Kargheit und Enge erfährt, aufgefordert ist, Schritt für Schritt Probleme zu lösen, wo er/sie Prüfungen zu bestehen hat, um daran zu wachsen und sich zu entwickeln. Wenn Saturn im Transit – d.h. die aktuelle Saturnstellung – einen Lebensbereich berührt, erhalten wir Gelegenheit, die Ergebnisse unserer Entwicklungsbemühungen zu sehen und zu erkennen, woran wir noch zu arbeiten haben.
Steinbock und Saturn haben bzw. machen es sich und uns nicht leicht. Unter diesem Zeichen bzw. Planeten dürfen wir uns bemühen, hart arbeiten, unsere Tüchtigkeit, unser Durchhaltevermögen unter Beweis stellen, unseren Ehrgeiz auf bodenständige Art und Weise, mit dem Blick auf konkrete Ergebnisse ausleben. Wir erreichen Ergebnisse nicht wie der Schütze und Jupiter durch göttliche Gnade, sondern durch Anstrengung und Verzicht.
So ist also diese Zeit keine der üppigen Feste und hochfliegenden Pläne, sondern eine, in der wir aushar-ren und uns durchbeißen dürfen. Der griechische Chronos ist wie der römische Saturn auch der Herr der Zeit und Steinbock/Saturn sind ebenso langsam wie Schütze/Jupiter schnell sind. Der Frühling kommt – wir wissen es aus Erfahrung –, aber vorerst heißt es noch, sich in Geduld zu üben, sich zu begnügen, mit dem auszukommen, was man hat. Es geht darum, sich dem Wesentlichen zu widmen – das schon allein vom Wort her auch mit unserem innersten Wesen zu tun hat. Es kommt dann zum Vorschein, wenn alle Äußerlichkeiten der Persönlichkeit von uns abgefallen sind. Das Skelett, die Struktur, ohne die uns selbst und allem Leben die Stabilität fehlen würde, darf jetzt gepflegt werden.
Aus esoterischer Sicht wird das Zeichen Steinbock als „das Tor zum Geist“ betrachtet. Es ist das zehnte Zeichen im Tierkreis und 10 ist auch die Zahl der Vollendung für den Individualisierungsprozeß. Die Vollendung umfasst die Vereinigung und Rückführung der persönlichen Dualität in die größere Einheit der Seele.
Häufig wird Steinbock als das Zeichen des Ehrgeizes, der Ambition bezeichnet, wobei „Am-bi-tion“ die Verschmelzung der Polaritäten innerhalb der Totalität des Lebens bedeutet. Die höchste Ambition oder Aspiration im Leben dient der Integration oder Verschmelzung der Yin-Yang-Dualitäten des Niederen Selbst und der „Eins“-Werdung mit dem höheren Christus-Selbst. Dies wird bei der 3.Einweihung erreicht, die vom Steinbock regiert wird. Hierbei werden die drei Körper der Persönlichkeit mit den drei Aspekten der Seele verschmolzen, niederes und höheres Denken vereinigt und Herz- und Kopfchakra miteinander verbunden, so dass das Bewusstsein auf das Kollektiv ausgerichtet ist und der Mensch seiner Gruppe oder einer Sache dient, die größer ist als er selbst.
Steinbock erklimmt den Gipfel, was aber zur Folge hat, dass er auch wieder ins Tal absteigen muss, um die erworbene Weisheit zu lehren und zu vermitteln. Die Fähigkeit, Energie aufzubringen und in Gang zu setzen, kreativ und dynamisch zu denken sowie praktisch zu handeln und Dinge zu organisieren sind die integrierten Gaben dieses Zeichens; außerdem intelligente Befähigung, Bereitschaft und Mut, um Geist (oder spirituelle Absicht) in die materiellen Infrastrukturen von Gesellschaft und Welt zu bringen. Er verfügt über ein pragmatisches, realistisches Wesen, einen wunderbaren trockenen Humor, eine systematische Arbeitsweise, und Verantwortungsgefühl für andere. Schattenseiten sind die Neigung, alles in Bezug auf Arbeit und Geld zu sehen, ein manipulativer Einsatz von Macht und Autorität und die Tendenz, die dunkle und bedrückende Seite des Lebens als die einzige Wirklichkeit wahrzunehmen.
In jungen Jahren sind die Menschen dieses Zeichens oft übertrieben ernsthaft, je älter sie an Jahren werden – und sie sind in der Regel sehr langlebig –, desto jugendlicher werden sie jedoch in ihrem Wesen. Sie haben dann genug geleistet, um es sich gut gehen zu lassen und sich in vollem Bewusstsein „auf ihren Lorbeeren auszuruhen“.
(Quelle für die Abschnitte über esoterische Astrologie: Errol Weiner „Der Pfad der Seele im Horoskop“)
© Margot Handler
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