Freitag, 30. September 2011

WAAGE – ZEIT DES AUSGLEICHS Die Qualität der Sternzeichen im Jahreslauf

                     

Die Ernte ist eingebracht. Mutter Natur hat ihr Füllhorn geöffnet, um unsere Speicher zu füllen und uns mit ihrer Schönheit zu beschenken. Die Farbenpracht des „Altweibersommers“ (der übrigens nichts mit alten Damen zu tun hat, sondern sich von den um diese Zeit häufig sichtbaren Spinnfäden junger Baldachinspinnen herleitet; weiben = althochdeutsch weben) mit seinen milden Tagen erfreut Herz und Sinne. Die Menschen genießen die letzten Sonnenstrahlen im Freien, umschwärmen in Weinanbaugebieten die „Sturmhütten“, besuchen „Oktoberfeste“, oder feiern – so sie sich in Frauenkreisen bewegen – um diese Zeit „Mabon“. 

Mit dem 23.9. hat der Herbst nun auch „offiziell“ begonnen – es war der Zeitpunkt der Tag- und Nachtgleiche, einer der beiden Punkte im Jahr, an denen Tag und Nacht gleich lang sind, Licht und Dunkelheit einen Gleichstand erreichen. Unaufhaltsam kommt einmal mehr der Abschied von der warmen Hälfte des Jahres und Dunkelheit und Kälte beginnen, wieder die Oberhand zu gewinnen. Das Leben in der Außenwelt macht einem verstärkten Innenleben Platz – die Häuser mit ihrer behaglichen (Heizungs- oder Ofen)Wärme werden wieder zum Mittelpunkt des Daseins, verbunden mit einer stärkeren Beschäftigung mit uns selbst und unserer eigenen inneren Welt.

Das in diese Zeit fallende Tierkreiszeichen Waage (23.September – 22.Oktober) – ein Luftzeichen – passt naturgemäß in eine Zeit im Jahr, in der wir uns wieder nach innen wenden. Die Arbeit im Außen ist erledigt und wir haben Gelegenheit, uns mit geistigen Dingen zu beschäftigen, unsere Erfahrungen zu verarbeiten und zum Ausdruck zu bringen.

Als Kardinalzeichen ist die Waage Impulsgeberin auf der geistigen Ebene, d.h. sie regt Neues auf diesem Ge- biet an. Waagemenschen sind daher gegenwartsbezogen und unternehmungsfreudig. Ihr Intellekt ist betont, und sie sind stets aktiv auf der Suche nach Wissen, Ideen und geistiger Anregung.

Die Waage ist auch das Zeichen des Ausgleichs und des Zusammentreffens von Gegensätzen. Ein Ausgleich von Gegensätzen führt in der Regel zu Harmonie und so ist dieses von Venus regierte Zeichen außerdem dasje- nige der Schönheit, der Kunst, und der Partnerschaft.

Waagemenschen lieben es, Schönes in die Welt zu setzen, doch suchen sie – da sie das einmal Begonnene nicht gern alleine weiterführen – für ihre Aktivitäten meist die Mitarbeit anderer. Sie haben ein besonderes Bedürf- nis nach Partnerschaft, und nur wenn sie in Beziehung zu anderen stehen, finden sie wirkliche Erfüllung.

Ehe und Partnerschaft sind für sie von vordringlicher Bedeutung. Während die Angehörigen ihres Gegenzeichens Widder kein Problem damit haben, Dinge alleine durchzuziehen (schließlich wollen sie genau das tun, was sie für richtig halten, und kümmern sich dabei nicht um andere), sind Waagemenschen in der Regel unglücklich, wenn sie – aus welchen Gründen auch immer – niemanden in ihrem Leben haben, auf den sie sich beziehen können.

Sie haben eine besondere Gabe, die gesellschaftlichen Vorkommnisse in ihrer Umgebung zu analysieren und interessieren sich lebhaft für alle Belange der Psychologie. Dies befähigt sie, andere zu beraten und ihren Mit- menschen bei der Lösung persönlicher Probleme zu helfen.

Der Widder lebt im Ich, die Waage braucht das Du, denn ihre Hauptaufgabe ist es, den Ausgleich zwischen Gegensätzen zu schaffen, sei es nun auf der Beziehungsebene oder in anderen Lebensbereichen.

Die von Waagemenschen bekannten Entscheidungsschwierigkeiten haben genau damit zu tun. Schließlich handelt es sich dabei um keine leichte Aufgabe, und die Angehörigen dieses Zeichens sind ständig damit beschäftigt herauszufinden, wie sie allen Bedürfnissen gerecht werden können – den eigenen und den fremden. Es gilt, den goldenen Mittelweg zu finden, und erst wenn dieser mitunter langwierige Prozess abgeschlossen ist, kann eine Entscheidung getroffen werden, die zur Zufriedenheit der Waage ist.

Selbst wenn sie ständig um die Harmonie zwischen Ich und Du bemüht sind, würden Waagemenschen jedoch ihre Individualität innerhalb von Beziehungen nicht aufgeben. Schließlich geht es um den Ausgleich und nicht darum, die Gegenbewegung zum Widder auszuführen, und sich im Du zu verlieren (was natürlich durchaus vorkommen kann, aber das ist Teil des Lernprozesses dieses Zeichens). „Liebe Dich selbst wie Deinen Nächsten“ könnte durchaus als Leitmotiv der Waage gesehen werden. In einer guten Beziehung kommen eben beide Beteiligten zu ihrem Recht. Nur so entsteht Harmonie und niemand fühlt sich benachteiligt, übervorteilt oder übergangen.

Findet einmal Derartiges statt, können die Waagen, auch wenn sie in der Regel friedliebende, mitunter sogar harmoniesüchtige Menschen sind, durchaus Aggressionen entwickeln. Ist ihr Gerechtigkeitssinn massiv ge- stört, können sie die Beherrschung verlieren und einen Sturm entfesseln, den man ihnen kaum zugetraut hätte. Sie lassen dann nichts, aber auch gar nichts, ungesagt und wissen noch nach fünfzig Jahren genau, was unter welchen Umständen einst zu ihnen gesagt worden ist. Doch ihr Zorn verraucht schnell, und zurück bleibt ein niedergeschlagener Mensch, der unter der sich zeigenden Disharmonie und den stattgefundenen Konflikten leidet.

Im Berufsleben zeigen Waagen durch ihr Bedürfnis und die sich daraus entwickelnde Fähigkeit, den Ausgleich zwischen Ich und Du zu schaffen, eine besondere Eignung für Diplomatie in allen nur erdenklichen Formen. Ihr Gerechtigkeitssinn, der ebenfalls aus ihrem Grundbedürfnis entsteht, prädestiniert sie auch für juristische Berufe. Ihr großes Talent für gesellschaftliche Beziehungen und Kontakte mit der Öffentlichkeit lässt sie in Bereichen Erfolg haben, die sich mit Public Relations und allen Formen von Zusammenarbeit zwischen Menschen (z.B. Mediation, Flüchtlingsbetreuung) beschäftigen. Durch ihre Suche nach Harmonie und Schönheit findet man sie weiters häufig in den darstellenden und bildenden Künsten, als Modeschöpfer und Musiker.

Als Oppositions- und Komplementärzeichen zum Widder, dem 1.Zeichen des Tierkreises, muss aus esoterischer Sicht im Zeichen Waage Individualität und Selbstbewußtsein (Widder) mit Hilfe von Partnerschaft (Waage) ergänzt und ins Gleichgewicht gebracht werden. Waage ist denn auch der Archetypus von Ausgewogenheit und Gleichgewicht, denn sie befindet sich zwischen den ersten sechs und den letzten fünf Tierkreiszeichen. Sie spielt eine ausgleichende oder vermittelnde Rolle in Bezug auf subjektives/objektives Bewußtsein, innere Betrachtung/äußere Aktivität, persönliches/transper-sonales Bewußtsein, Vergangenheit/Zukunft, Geist in der Materie/in Geist transformierte Materie, Individualität/Gruppenbewußtsein, Bewußtheit/Unbewußtheit, und Yin/Yang.

Mit dem Eintritt der Sonne in die Waage (23.September), der Zeit des Herbst-Äquinoktiums, beginnt der Zyklus zwischen Sommer (Licht) und Winter (Dunkelheit). Der Herbst bringt den Ausgleich zwischen Expansion und 
Kontraktion, Hitze und Kälte, Geist in der Materie (Sommer) und zentriertem Geist (Winter). Die Waage ent-
spricht der Abenddämmerung, der Zeit des Friedens und des Gleichgewichts zwischen Tag und Nacht. Sie wird auch mit dem Ruhepunkt zwischen Ein- und Ausatmung assoziiert, der ein Ziel von Meditation ist.

Die Waage ist das Zeichen der Ruhe, weil sie sich zwischen den beiden widersprüchlichen Zeichen Jungfrau und Skorpion befindet. Das herab Bringen des Geistes/höheren Bewußtseins in die Materie (Jungfrau) und das Transformieren und Emporheben der Materie in den Geist (Skorpion) sind beides Arbeiten, die mit Kampf, Konflikt und Leid zu tun haben.

Der dazwischen stehende Waage-Mensch befindet sich nicht in einem ständigen Zustand des Friedens und der Harmonie, sondern diese Qualitäten stehen ihm prinzipiell zur Verfügung. So ist die Waage-Zeit eine gute Zeit, um sich vom anstrengenden Zyklus Widder bis Jungfrau zu erholen, die Batterien wieder aufzuladen und sich auf die nachfolgenden fünf Monate vorzubereiten, die mit einem Zyklus der Neuorientierung und der intensiven Transformation im Zeichen Skorpion beginnen.

Durch die Waage wirkt der 3.Strahl der kreativen oder aktiven Intelligenz. Er ist auch der Strahl der Ökologie und der „grünen“ Bewegungen, deren Hauptaufgabe es ist, zu einem neuen Gleichgewicht zwischen den Energien Yin und Yang zu führen. Der 3.Strahl ist auch der eigentliche Strahl der Aktivität, was der Grund für eines der Hauptprobleme der Waage-Menschen, die Hyperaktivität, ist. Der Waage-Mensch neigt dazu, zwischen Hyperaktivität und extremer Faulheit hin- und herzuschwanken. Das Schwanken zwischen den Polaritäten und der Versuch, zwischen den Gegensätzen ein Gleichgewicht zu finden, ist eine typische Waage-Erfahrung. Menschen des 3.Strahls haben die Fähigkeit, Macht, Liebe und Intelligenz zu integrieren. Dies sollte das Ziel aller Waage-Menschen, vor allem aber derjenigen mit Waage-Aszendent sein.

Venus und der 5.Strahl des konkreten Denkens sind die äußeren Herrscher des Zeichens, die sich vor allem bei Menschen mit der Sonne in diesem Zeichen ausdrücken: sie sind sehr logisch, pragmatisch, und wünschen traditionelle Sicherheit in ihren Beziehungen. Sie legen Wert auf materielle Schönheit und Harmonie.

So neigen sie dazu, Konflikte und Auseinandersetzungen um jeden Preis zu vermeiden, was letzten Endes oft zu noch mehr Problemen führt. Das Treffen von Entscheidungen ist ein anderes großes Problem – diese Menschen fürchten die Extreme bzw. die Konflikte, die jedem Extrem innewohnen. Den Pfad des wahren Gleichgewichts zu wählen erfordert jedoch nicht das Zurückweisen, sondern die Integration der Polaritäten. Geist und Materie, Yang und Yin und alle anderen Gegensätze brauchen einander, wenn sie in Harmonie, Schönheit und Einigkeit erfahren werden sollen.

Die Fähigkeit, den Mittelweg zwischen den Extremen, den Pfad zwischen Geist und Materie zu finden und zu wählen gehört denn auch zu den Gaben der Waage. Diese Menschen haben die wunderbare Fähigkeit, sich immer wieder im Zentrum einzupendeln, wenn das Pendel zu einem Extrem ausgeschlagen war. Das erlaubt ihnen, beide Seiten und auch die „dritte Seite“ der Polarität, die Synthese, zu verstehen.

(Quelle für die Abschnitte über esoterische Astrologie: Errol Weiner „Der Pfad der Seele im Horoskop“)

© Margot Handler




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