Fühlen Sie sich gerade so richtig durchgeschüttelt, aufgefordert, Altes abzulegen, die Wohnung, den Keller oder auch die Seele auszumisten, um Platz zu machen für Neues? In diesem Fall: herzliche Gratulation! Sie sind perfekt auf die Zeitqualität eingestimmt, denn wir befinden uns (von 23.Oktober bis 22.November) in der Zeit des Sternzeichens Skorpion, dessen Vorliebe es ist, die Oberfläche aufzubrechen und sich durch die darunter liegenden Schichten so lange vorzuarbeiten, bis es den Kern einer Sache, eines Problems, eines Menschen, die „leuchtende Perle Wahrheit“ am Grund des Seins entdeckt hat. Dass dabei vieles auf der Strecke bleiben oder losgelassen werden muss, was die Wahrheit bislang verdeckt und die Erneuerung verhindert hat, versteht sich von selbst.
„Stirb und Werde“ ist das Motto des Skorpions und der Skorpion-Zeit. Das Leben, das in der Natur noch im Herbst geherrscht hat und sichtbar war, stirbt. Die Blätter fallen, die Blumen welken und vermodern. Auch die Menschen ziehen sich in die Häuser zurück und beschäftigen sich mehr mit sich selbst. Im Untergrund, im Dunkel der Erde, in der Tiefe der Seele beginnt die Vorbereitung auf das Neue.
Diese Zeit konfrontiert uns notgedrungen mit dem Thema „Macht/Ohmacht“ – das auch ein Thema des Skor-pions und des ihm zugeordneten Planeten Pluto ist. So wie die Natur sich dem Sterbeprozess hingibt, müssen auch wir - um einen Wandlungsprozess zuzulassen - unsere Eigenmacht, unser selbst bestimmtes Wollen aufgeben und uns für die Hingabe entscheiden. Es geht hier um Wandlungen, die stärker sind als wir selbst und denen wir ausgeliefert sind, ob es uns gefällt oder nicht. Gegen diese zu kämpfen wäre ein Kampf gegen Wind-mühlen – da kostet die Hingabe, das Loslassen des Überlebten allemal weniger Energie, auch wenn sie uns gehö-rigen Mut abverlangen.
Die Skorpion-Zeit kann uns lehren, dass das Leben seine eigenen Gesetze hat, und diese Gesetze schließen die Wandlung mit ein. Ohne Wandlung und Tod kein Neubeginn, und nicht umsonst fallen auch die Tage des Totengedenkens – Allerheiligen und Allerseelen – in diese Zeit, in der der Schleier zwischen den Welten seit alters her als besonders dünn betrachtet wird. An Halloween, der kommerzialisierten Form des alten keltischen Samhain, bemüht man sich heute, der Dunkelheit Lichter entgegenzusetzen, und mittels verschiedenster Rituale (z.B. dem Aufstellen von Kürbisgesichtern) die gefürchteten Geister davon abzuhalten, sich in unserer Realität breitzumachen.
Durchforsten wir das Reich der Archetypen – der uralten und in den Tiefen des menschlichen Erlebens verwurzelten Bilder – so finden wir für diese Zeit und als Sinnbild für das Zeichen Skorpion den/die Magier/in, den/die Schamanen/in, die/den Hexe/r. All diese Typen haben Verbindung zu beiden Welten – zu dem, was irdisch und mit dem Alltagsbewusstsein begreifbar, und dem, was jenseits des mit unseren 5 Sinnen Erfahrbaren ist. Allen wird eine – mitunter als unheimlich empfundene – Macht zugebilligt und doch wissen sie – so sie nicht der Neigung anheim fallen, ihre Macht missbrauchen zu wollen – , wo ihre Grenzen sind und wo es auch für sie darum geht, sich einer höheren Macht hinzugeben, um in ihrem Sinn wirken zu können.
Wie bei diesen, mit beiden Welten in Verbindung stehenden, Menschen treffen auch beim Skorpion Licht und Schatten in einem Ausmaß aufeinander, wie bei keinem anderen Zeichen. Aus Sicht der esoterischen Astrologie regiert das Zeichen Skorpion die 2.Einweihung, in der die emotionale und die sexuelle Natur (Solarplexus- und Sakralzentrum) transformiert und zu den seelischen Zentren (Herz- und Kehlzentrum) emporgehoben werden.
Daher sind Menschen dieses Zeichens aufgefordert, in die Unterwelt ihres niederen Selbst hinab zu steigen (sprich: alles, auch ihre Schatten, intensiv, u.U. bis zum Exzess auszuleben), um das Selbst zu transformieren und zur Seele emporzuheben. Der Wille, die Welt des Verlangens voll und ganz zu erleben, um sie zu ver-wandeln, ist skorpionisch – selbst wenn die zugrunde liegende Absicht nicht von allen Vertretern dieses Zeichens und ihrer Umwelt bewusst erkannt wird. Der dem Skorpion eigene Zerstörungsdrang, dessen eigentliches Ziel die Verwandlung in Höheres ist, wird daher auch nicht immer nur positiv eingesetzt bzw. als positiv empfunden.
Intensität charakterisiert also dieses Zeichen. Kein anderes ist so willensstark, ehrlich, und schonungslos – anderen ebenso wie sich selbst gegenüber. Was immer der Skorpion anpackt, es wird verdichtet, bis es den Gipfel- oder Tiefpunkt erreicht hat und sich löst. Die Unbedingtheit, mit der sich Skorpione ihrer Aufgabe widmen und ihr Leben leben, ihre starke sexuelle Ausstrahlung, die Neigung, Dinge im Verborgenen zu planen und durchzuführen und aus ihrem Innenleben ein Geheimnis zu machen, sind wohl auch der Grund für die Faszination, die sie häufig auf ihre Umgebung ausüben, selbst wenn diese auch den berühmt-berüchtigten Stachel zu spüren bekommt.
Die Vertreter dieses Zeichens lassen uns selten kalt. Sie fordern uns heraus, uns selbst und alle Erfahrungen im Leben zu hinterfragen. Wenn wir die Herausforderung annehmen, wenn wir bereit sind, - angeregt durch einen Skorpion-Menschen oder durch eine Pluto-Konstellation in unserem Horoskop - in unsere eigenen Tiefen abzu-tauchen und unseren Schatten zu begegnen, befinden wir uns auf dem besten Weg, uns weiter zu entwickeln und mehr und mehr Platz zu machen für das Licht unseres wahren Wesens.
(Quelle für die Abschnitte über esoterische Astrologie: Errol Weiner „Der Pfad der Seele im Horoskop“)
© Margot Handler
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen